Dienstag, November 29, 2005

Peter Gingold - einer der letzten lebenden Widerstandskämpfer






Im März 2006 wird er 90 Jahre alt: Peter Gingold, gebürtiger Aschaffenburger und heutiger Wahl-Frankfurter. Doch der alte Mann ist - abgesehen von einer momentanen Bronchitis - fit wie ein Turnschuh und sagt gerne über sich, dass er sich noch immer wie ein Jugendlicher fühlt. Vielleicht liegt es daran, dass er morgens joggt, dass er selbstverständlich mit dem Fahrrad zum Bahnhof fährt, wenn er, wie so oft, auf Reisen geht. Vielleicht liegt es daran, dass er sich gerne unter jungen Menschen aufhält. Ende Mai verschlug er erst im Kulturzentrum Kreuz in Fulda, als Redner der Veranstaltung „Aufmucken gegen Rechts“ der Jugendorgansiatioon „Solid”, mehreren hundert Jugendlichen die Sprache. Anfang Juli faszinierte er in zwei aufeinander folgenden Schulveranstaltungen in Niederaula die Schüler zweier Gesamtschulklassen.


Das, was er erzählt, sind Geschichten aus einer Zeit, die in Filmen wie „Die Weiße Rose“ oder und noch abstrakter - im normalen Geschichtsunterricht Gegenstand, aber ansonsten alles andere als gegenwärtig sind. Doch er erzählt davon, als wäre es gestern gewesen - authentisch, aus seiner persönlichen Vergangenheit, aus seinen Erlebnissen, die ihn noch heute - im wahrsten Sinne des Wortes - bewegen. Seine Erinnerungen reichen zurück bis in die Zeit der untergehenden Weimarer Republik. Dort war er mitunter in der Gewerkschaftsjugend aktiv. Er ist Kriegsveteran. Er hat den Zweiten Weltkrieg erlebt. Doch war er nicht unbeteiligter Beobachter, nicht in der Wehrmacht oder Waffen-SS. Peter Gingold war im Widerstand. 1933 begann sein Engagement im illegalen Widerstand gegen Hitler-Deutschland.
Bei einer Razzia der SA wurde er verhaftet und nach mehreren Monaten Gefängnis aus Deutschland verbannt. Er emigrierte nach Frankreich, wurde dort Mitglied der französischen Widerstandsbewegung, der Résistance.


Der gebürtige Jude, Sohn eines Konfektionsschneiders, entging dem Schicksal vieler Verwandter, Freunde und Bekannter, auch zweier seiner Geschwister, die im Vernichtungslager Auschwitz umkamen. Er versteht es als Glück, dass er und seine inzwischen verstorbene Frau Ettie Gingold der Résistance angehörten. Beide lernten sich 1936 innerhalb des französischen Widerstands kennen. „Obwohl wir jeden Tag das Leben riskierten, hat uns die Résistance vor Auschwitz gerettet“, sagt Gingold. So entging er knapp dem scheinbar sicheren Tod, hatte ihn doch die SS gefangen genommen, inhaftiert, verhört, schwer gefoltert und zum vermeidlichen Kopf der Partisanen, dem bewaffneten Widerstands in der Region Dijon (Frankreich), erklärt. Tatsächlich war seine Aufgabe unter anderen, den Kontakt zu Soldaten der deutschen Wehrmacht herzustellen, um Hitler-Gegner herauszufinden und für die Zusammenarbeit mit der Résistance zu gewinnen.


Der fast 90-Jährige ist heute als „Handlungsreisender” permanent unterwegs. Nach eigenem Verlautbaren ist er einer der letzten drei derart mobilen Zeugen einer Zeit, die bald nur noch aus zweiter Hand vermittelt werden kann. Seine besonderen Geschichten bringt der gefragte Zeitzeuge zu jungen Menschen. Er erzählt ihnen von seiner eigenen Jugend, seinen Auseinandersetzungen mit der Hitler Jugend, von seinen Widerstandsaktionen gegen das Dritte Reich, von seinen Freunden und Gefährten, von seiner Festnahme 1943, von Folter und seiner spektakulären Flucht aus den Händen der Pariser Gestapo (Geheime Schutzpolizei). Dabei entwickelte er nach seiner Überführung von Dijon nach Paris den Plan, die ihn verhörenden SS-Offiziere auszutricksen. Er spielte den Zusammengebrochenen, der nun bereit sei, seine Kontaktperson preiszugeben. Angeblich erwartete er diese Frau immer, wenn sie Werktags morgens um 9 Uhr vor der Haustür eines Hauses am Boulevard St. Martin zur Arbeit ging. In diesem Haus, von aussen nicht sichtbar, konnte man durch einen hinteren Ausgang zu einer Parallelstraße gelangen. „Als die Gestapo mich ungefesselt vor die Tür brachte, ich angeblich auf meine Kontaktperson wartete, konnte ich in das Haus springen und hinter mir die Türe zuschlagen, die dann nur noch von innen geöffnet werden konnte”, erzählt Peter Gingold.
Schon bald war er wieder in der Résistance tätig und beteiligte sich schließlich im August 1944 am Aufstand zur Befreiung von Paris, diente in dem vom Colonel Fabien geführten 1. Pariser Regiment und war als Frontbeauftragter des CALPO, so die französische Abkürzung für das Komitee „Freies Deutschland für den Westen“, eingesetzt.


Fast schon exotisch mutet es an, wenn der rüstige Alte heute zügig durch die Pausenhalle der Schule geht, einen Rucksack mit Dokumenten aufgeschultert, immer freundlich, sich interessiert umschauend, dann nach einer Doppelstunde pausenlos in die nächste schreitet.
Wenn es die Gruppengröße zulässt, zieht es Gingold vor, nicht frontal vor einer Klasse zu dozieren, sondern setzt sich zu den Schülern, am liebsten in einen Kreis.
Peter Gingold, natürlich von den Lehrern angekündigt und eingeführt, beginnt die möglicherweise noch nicht ganz so betroffenen Pennäler mehr und mehr in seinen Bann zu ziehen. Er zeigt den Jugendlichen auf, dass er, der heute als alter Mann vor ihnen sitzt, von etwas berichten kann, was er als Jugendlicher im Alter seiner Zuhörer und später als junger Erwachsener vor 75, vor 60 Jahren erlebt hat. Er verkündet, dass es eine Chance sei, die vielleicht nie wieder käme, mit ihm hier und heute in Dialog zu treten, ihm Fragen zu stellen, ihn eben als einen der letzten Zeitzeugen zu nutzen. Immer wieder geht er auf seine jungen Zuhörer ein und macht begreifbar, was so unglaublich weit weg zu sein scheint. Er hat es erlebt, er war dabei, er erlitt am eigenen Leib, was heutige Jugendliche im behüteten Westen nur noch aus Filmen und Ballerspielen kennen. „Wir haben überlebt mit dem einzigen Vorsatz: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“
Dabei sei er kein Held gewesen. „Ihr hättet es an meiner statt genauso gemacht“, will der Widerstandskämpfer seinen Zuhörern Glauben machen. Das ist seine Art der Motivation, junge Menschen wachzurütteln und zum Widerstand gegen die abermals aufkeimende Fremdenfeindlichkeit aufzurufen.
Voll Spannung lauschen die Schüler seinen unglaublichen Erlebnissen. Dann zeigt er Fotos, die Kopie von einem gefälschten Pass, mit dem er in Frankreich im Untergrund agierte. Auf dem Passbild erkennt man den jungen Peter Gingold und alles wird noch begreiflicher, ist noch anschaulicher.


Gingold erzählt, dass er besondere Hochachtung vor den Frauen im Widerstand habe. Diese hätten oft Dinge vollbracht, zu denen die männlichen Widerständler nicht im Stande gewesen wären. So haben sie zum Beispiel Waffen in Kinderwagen geschuckelt, haben Wehrmachtsoldaten ausgehorcht und für den Widerstand angeworben.
Er berichtet von seinen Aktivitäten Anfang der 1930er Jahre in Frankfurt. Zu dieser Zeit war es nicht möglich, einfach Informationsblätter zu verteilen oder ungestraft seine vom NS-Regime abweichende Meinung zu verbreiten. Er hat, ähnlich der Weißen Rose, in Treppenhäusern Flugblätter fallen lassen. Mit Hilfe einer Dose, mit Wasser gefüllt und unten einem Loch, auf einem Brett stehend, auf der anderen Seite ein Stapel Flugblätter, wurde eine Zeitverzögerung geschaffen, die ausreichte, um unbemerkt zu verschwinden, bevor sich die Flugblätter über der Frankfurter Zeil, auf die laufenden Passanten verteilten.
Ein weiteres Beispiel erzählt er von raffinierter Gegenpropaganda: Ein Pärchen sei des Abends mit einem Koffer unterwegs gewesen. Dieser musste abgestellt werden, um sich zu küssen. Die dabei unten am Koffer angebrachte, zuvor in unabwaschbare Farbe getauchte Linoleumplatte, in die ein Aufruf zum Widerstand gegen Hitler geschnitzt war, wurde auf den Boden gestempelt.


Wenn Peter Gingold von seinen Inhaftierungen und von Folter berichtet, dann können es manche Zuhörer nicht fassen, was sie zu hören bekommen. Doch er kokettiert nicht, er prahlt nicht, sondern beschreibt das Unfassbare eindringlich, dass man als Zuhörer mitfühlen muss, möglicherweise erstmals versteht.
Nicht selten geschieht es, dass die Schüler derart berührt sind, dass sie am Ende, nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung, zu Peter Gingold gehen, um ihm persönlich zu danken, ihm zu erklären, dass sie etwas mitnehmen. Genau das ist es, was er bezwecken möchte, ob vor Dutzenden im Klassenzimmer, Hunderten im KUZ Kreuz, Tausenden in Publikationen oder Millionen, die Peter Gingolds Geschichten, von ihm insbesondere in den letzten Monaten in Dokumentationen in ARD und ZDF, erzählt bekamen.


Peter Gingold ist Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA), Vorstandsmitglied im Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“ e.V. (DRAFD) und Vorsitzender des Deutschen Auschwitzkomitees.
Auf Einladung des französischen Präsidenten Jacques Chirac nahm er an den Feierlichkeiten zur 60. Wiederkehr des D-Day in der Normandie teil.
Er ist Träger zahlreicher deutscher und französischer Preise, Orden und Auszeichnung.
Solange es seine Gesundheit zulässt will Peter Gingold weiterhin jungen Menschen von der Vergangenheit erzählen, um für die Gegenwart und Zukuft zu warnen.--Timo Schadt


Literatur-Tipp:
Karl H. Jahnke: „Sie haben nie aufgegeben - Ettie und Peter Gingold - Widerstand in Frankreich und Deutschland“, 251 Seiten, Pahl-Rugenstein Verlag Nachf. GmbH

Sonntag, November 27, 2005

Snoop Dogg setzt sich für den zum Tode verurteilten Williams ein




US-Rapper Snoop Dogg hat den kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger aufgerufen, den zum Tode verurteilten ehemaligen Bandenchef und mehrfachen Nobelpreiskandidaten Stanley "Tookie" Williams zu begnadigen. Bei einer Kundgebung von rund 1500 Bürgerrechtsaktivisten, moslemischen Geistlichen, Jugendlichen und Schulkindern vor dem San Quentin-Gefängnis nahe San Francisco sagte der 33-Jährige Rapper am Samstag, "Williams ist kein gewöhnlicher Mensch. Er inspiriert die Menschen. Er hat mich inspiriert." Er dürfe nicht sterben.

Der inzwischen 56-jährige Williams war Mitbegründer einer berüchtigten Straßengang in Los Angeles gewesen. 1981 wurde er wegen vierfachen Mordes im Gefolge seiner Raubzüge zum Tode verurteilt. Er soll am 13. Dezember hingerichtet werden. Im Gefängnis wandelte sich Williams zu einem bekannten Kinderbuchautor und Prediger, der die Jugendlichen vom Weg in die Gewalt und Kriminalität abbringen will. In den vergangenen Jahren wurde er mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Sein Leben wurde in dem Streifen Redemption für das Fernsehen verfilmt.


Rapper Snoop Dogg sei früher selbst Mitglied von Williams berüchtigter "Crips"-Gang gewesen, berichtete der HipHop-Star den Demonstranten. Diese Gang, eine der drei großen afro-amerikanischen Jugendbanden im Raum Los Angeles, hatte Williams 1971 mit einem Freund gegründet und kontrollierte in den folgenden Jahren den Drogenverkauf auf der Straße. Über Jahre gab es immer wieder blutige Bandenkriege, die jährlich viele hundert Jugendliche das Leben kosteten.


Snoop Dogg jedoch machte Williams für seinen eigenen Wandel mit verantwortlich. "Er hat mich dazu inspiriert, etwas Gutes in meinem Leben zu tun", sagte der Musiker, der sich für gefährdete Jugendliche in Armenvierteln einsetzt. "Das habe ich nicht von der Straße gelernt. Nicht von meinem Vater oder einem Onkel, sondern von Stanley Tookie Williams, einem Bruder aus der Todeszelle." Mit Oscar-Gewinner Jamie Foxx, der im Film "Redemption" Williams darstellt, hat Snoop Dogg einen Song über Gefängnisinsassen aufgenommen. "Real Soon" soll ab Montag zunächst als Download auf seiner Webseite erhältlich sein.


In einer Botschaft an die Demonstranten sagte Williams, "wie ein Tier in einem Käfig gefangen zu sein" habe ihn dazu gebracht, in sich zu gehen und die gewaltsamen Methoden der Straße abzulehnen. "Der Dämon lebt in uns, ihn müssen wir bekämpfen. Ich kann der Welt nun mitteilen, dass das Biest in mir tot ist". Während der Kundgebung wurde eine CD mit Hip-Hop-Musik verteilt, auf der auch Arnold Schwarzeneggers Telefonnummer zu lesen ist.


Anwälte von Williams haben bei Gouverneur Schwarzenegger ein Gnadengesuch eingereicht. Der Republikaner hat seit seinem Amtsantritt bereits zwei Begnadigungsanträge anderer Todeskandidaten abgelehnt. "Wir fordern nicht Tookies Freilassung, sondern nur, dass er am Leben bleibt", erklärte die Aktivistin Barbara Becnel, die als Mit-Autorin die Bücher des Häftlings herausgibt. Seine Hinrichtung würde die Hoffnung vieler Jugendlicher zerstören und mehr Leben kosten.


In einer Stellungnahme riefen kalifornische Staatsanwälte den früheren "Terminator" am Donnerstag dazu auf, dem Gesuch nicht nachzugeben. William sei ein "kaltblütiger Mörder", der nie die Verantwortung für seine Taten übernommen habe. Er habe keine Gnade verdient. Seit 1967 wurde kein verurteilter Mörder in Kalifornien begnadigt.
Übrigens wurden seit 1973 115 Unschuldige aus US-Todestrakten entlassen!

Samstag, November 26, 2005

Schwarzenegger prüft Todesurteil von Ex-Bandenchef




Los Angeles (AFP) - Nach den Protesten zahlreicher prominenter Fürsprecher will Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger das Todesurteil für den reuigen Ex-Chef einer berüchtigten Straßengang prüfen lassen. Am 8. Dezember soll es eine Anhörung geben, um über die Begnadigung von Stanley "Tookie" Williams zu entscheiden. Die Hinrichtung des Gründers der berüchtigten "Crips"-Straßengang von Los Angeles per Giftinjektion ist für den 13. Dezember angesetzt.


Für eine Begnadigung von Williams hatten sich zuvor unter anderem der südafrikanische Bischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu sowie der US-Bürgerrechtler Jesse Jackson eingesetzt. Auch Rapper Snoop Dogg, das Hollywood-Paar Tim Robbins und Susan Sarandon sowie die bekannten Schauspieler Angelica Huston, Danny Glover und Laurence Fishburne engagierten sich für den Todeskandidaten.


Der heute 51 Jahre alte Williams war 1981 wegen Mordes an vier Menschen zum Tode verurteilt worden und sitzt seitdem in San Francisco in einer Todeszelle. Williams bestreitet die Morde bis heute. Nach dem Urteil engagierte er sich gegen Gewalt unter Jugendlichen, schrieb dafür Kinderbücher und wurde sogar für den Friedensnobelpreis nominiert.


Williams gründete die "Crips" im Jahr 1971 zusammen mit seinem Schulfreund Raymond Washington. Die Gang entwickelte sich zur landesweiten Verbrecherorganisation, die bis heute für Gewalt auf den Straßen der USA sorgt.

Dienstag, November 22, 2005

Neues aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten




Miami (AFP) - "Als bedrohlich empfundene Parkplatzstreitigkeiten und andere Meinungsverschiedenheiten dürfen in Florida im Zweifel künftig mit vorgehaltener Waffe ausgetragen werden: Das legt ein neues Gesetz unter der Losung "Ziehen Sie zuerst" und "Verteidigen Sie ihren Raum" nahe, das am Samstag in dem US-Bundesstaat Kraft tritt. Das von Gouverneur Jeb Bush unter Mitwirkung der Waffenlobbyisten der National Rifle Association (NRA) im April gebilligte Gesetz gibt jedem, der sich in der Öffentlichkeit bedroht fühlt, das Recht, eine Waffe zu ziehen.


Die Befürworter des Gesetzes betonen den Abschreckungseffekt. Mögliche Täter würden es sich wohl überlegen, ob sie sich aggressiv verhielten. Bush sieht in dem Gesetz den "gesunden Menschenverstand" am Werk.


Waffengegner dagegen bekämpfen das neue Gesetz mit einer Kampagne, die sich vor allem an ahnungslose Touristen richtet. Denn die könnten arglos Opfer des Waffenwahns werden, wie die Aktivisten der "Kampagne Brady" befürchten. "Vermeiden Sie jede Diskussion" raten die Waffengegner daher ab Sonntag in Anzeigen in britischen und US-Zeitungen. Später sollen die Warnungen auch in anderen europäischen Ländern veröffentlicht werden, darunter in Deutschland und Frankreich. Auch in japanischen Zeitungen sind Anzeigen geplant.


Im schlimmsten Fall werde wohl zuerst geschossen und anschließend nachgefragt, kritisieren die Waffengegner. Deshalb sei es ratsam, bei einem Autounfall "im Wagen zu bleiben und die Hände gut sichtbar zu halten". Wenn jemand wütend aussehe, sollte man lieber nicht schreien, sondern freundliche Miene machen, heißt es auf Flugblättern, die auf Straßen in Florida verteilt werden.


Die Tourismusbranche ist von der Kampagne wenig erbaut. Die Initiative mache sich die Angst der Menschen zunutze, sagt der Chef des Tourismusbüros Visit Florida, Bud Nocera. Auf die Millionen Touristen werde sie aber keine Auswirkungen haben. Die Kampagne ist nach dem Sprecher des früheren US-Präsidenten Ronald Regan, Jim Brady, benannt, der beim Reagan-Attentat 1981 schwer verletzt wurde."

Warum fahren die schießwütigen Typen nicht nach

Namibia?

Sonntag, November 20, 2005

Ex-Präsident des Tschad soll wegen Mordes und Folter ausgeliefert werden

Der Ex-Präsident des Tschad Hissène Habré soll für den Mord an 40.000 Menschen verantwortlich sein!
amnesty international und Hilfswerke bitten Auswärtiges Amt um Unterstützung.
Belgischer Amtsrichter hat Haftbefehl erlassen.
Fall ist für Kampf gegen Straflosigkeit von großer Bedeutung! Es scheint tatsächlich noch Gerechtigkeit zu geben!



Berlin, 16. November 2005 - Der Ex-Präsident des Tschad, Hissène Habré, muss von Senegal an die belgische Justiz ausgeliefert werden. amnesty international (ai), das Diakonische Werk der EKD und das katholische Hilfswerk Misereor haben sich heute in einem Schreiben mit der Bitte um Unterstützung dieses Anliegens an das Auswärtige Amt gewandt. Habré soll in Belgien wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Folter angeklagt werden. Einen entsprechenden Haftbefehl erließ der ermittelnde Richter des Amtsgerichts Brüssel, Daniel Fransen, am 19. September 2005.


Habré regierte von 1982 bis 1990 und lebt seitdem unbehelligt im senegalesischen Exil. 1992 klagte eine Wahrheitskommission den Ex-Präsidenten des Mordes an mehr als 40.000 Menschen, der systematischen Folter und der Veruntreuung von mehr als elf Millionen Dollar aus der Staatskasse an.


Senegal hat die UN-Antifolterkonvention unterzeichnet und ist danach verpflichtet, auf seinem Gebiet lebende mutmaßliche Täter strafrechtlich zu verfolgen oder auszuliefern. "Das oberste senegalesische Gericht hat die Zuständigkeit Senegals für einen Prozess gegen Habré bestritten. Das gibt Senegal die Gelegenheit, Habré nach seiner Verhaftung nun auszuliefern", sagte Barbara Lochbihler, Generalsekretärin von ai Deutschland.


Habré könnte der erste afrikanische Ex-Präsident sein der ausgeliefert wird, um sich für schwere Menschenrechtsverletzungen vor einem ausländischen Gericht zu verantworten. "Dieser Fall wird als bedeutender Schritt im Kampf gegen die Straflosigkeit schwerer Menschenrechtsverletzungen von allen führenden Menschenrechtsorganisationen unterstützt", sagte Lochbihler. Zu den Unterstützerinnen zählen unter anderem amnesty international, die Internationale Liga für Menschenrechte (FIDH), Human Rights Watch und die Association des Victimes des Crimes et Répressions Politiques au Tchad (AVCRP).

Dienstag, November 15, 2005

Frauen im Schatten der Gesellschaft

"Ich bin eine Frau, die in dieses Land kam, ohne zu wissen, was mich hier erwartete, da mir zwei Frauen alles rosarot zeichneten, wovon ich alles glaubte. Ich verließ meine Heimat und meine Kinder, die ich sehr liebe. Angesichts dessen, daß ich soviel Geld investiert hatte, um hierher nach Deutschland zu kommen, erschreckte mich die Vorstellung, ärmer zurückzukommen als vorher und ich fiel in eine Depression, so verängstigt über das Geschehene. (...)


Als Illegale fühlst du dich wie ein Tier und nicht wie ein menschliches Wesen, weil alle Nutzen aus dem gefallenen Baum ziehen wollen. Mit der Angst, wenn du durch die Straßen läufst und niemandem vertrauen kannst.


Illegal hier zu sein, bedeutet keine Hilfe, keinen Schutz und keine Rechte zu haben. Mütter, die Kinder haben und illegal sind, bekommen keine Bildung für ihre Kinder so wie ein Kind sie haben sollte. Personen, die illegal sind, sind Personen und menschliche Wesen, die wie jeder andere Mensch brauchen, daß man ihnen das gibt, was notwendig für sie ist. Der einzige Unterschied ist, keine Papiere zu haben." (Ein Brief von einer Südamerikanerin: Illegal in Deutschland. In: agisra Rundbrief Nr. -21. Dezember 1997, S.8)


Immer mehr Menschen sind gezwungen, in dieser Rechtlosigkeit zu leben. Ihnen wird das Aufenthaltsrecht aberkannt oder verweigert. In der Bundesrepublik Deutschland ohne Aufenthaltsrecht zu leben bedeutet, zu den sogenannten Illegalen zu gehören, die wie das Wort schon zeigt, eher als Kriminelle stigmatisiert werden.


Als Menschen in äußerst prekären Lebenssituationen werden sie dann nicht mehr wahrgenommen. In der Vergangenheit war das Thema unter dem Titel "Illegale in Deutschland" in den Medien leider wieder oft auf reißerische und voyeuristische Art und Weise Thema. Auf politischer Ebene geht es immer stärker um die Bekämpfung der illegalen Zuwanderung, während es legale Zuwanderungsmöglichkeiten ohnehin fast nicht gibt. Auf europäischer Ebene tagen die Innenminister zu dem Thema und überlegen sich neue Restriktionen.


Neben der Aufrüstung an den Außengrenzen der EU, den härteren Gesetzen und ausländerpolizeilichen Maßnahmen gibt es aber auch einige gesellschaftliche Kräfte, seien es politische Initiativen, die Kirche, Beratungsstellen, Wohlfahrtsverbände, ÄrztInnen und andere, die sich zu dem Thema Menschen ohne .Aufenthaltsrecht und deren Rechtlosigkeit äußern. Im Juni 1997 riefen antirassistische Initiativen, einige kirchliche und gewerkschaftliche VertreterInnen u. a. motiviert durch die SANS PAPIERS die Kampagne "Kein Mensch ist Illegal" ins Leben. In einigen Städten gibt es Projekte für die medizinische Versorgung von Flüchtlingen und MigrantInnen ohne Krankenschein, immer mehr Beratungsstellen leisten praktische Unterstützungsarbeit.


Vom bischöflichen Ordinariat Berlin wurde eine Handreichung herausgegeben, die dazu auffordert, Menschen unabhängig vom Aufenthaltsstatus zu beraten und zu helfen. Sie leitet aus der aktuellen gesellschaftlichen Lage für Flüchtlinge und MigrantInnen viele Forderungen nach Verbesserungen ab. Die Berliner Ärztekammer hat zusammen mit dem Berliner Flüchtlingsrat und PRO ASYL eine Broschüre herausgegeben, in der sie sich sehr differenziert mit dem Problem der mangelnden medizinischen Versorgung für Flüchtlinge und MigrantInnen ohne Aufenthaltsstatus bzw. mit Duldung nach Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) auseinandersetzt.


agisra hat in den letzten Jahren feststellen müssen, daß der Beratungsund Unterstützungsbedarf von Frauen ohne oder mit ungesichertem Aufenthaltsrecht immer größer wird. Dies stellt uns vor Probleme, die wir oft nicht mehr lösen können, denn unser Handlungsspielraum ist unter den gegebenen finanziellen und gesetzlichen Regelungen sehr begrenzt (beispielsweise die Legalisierung, die Wohnungs- und Arbeitssuche etc.)


In Frankfurt berät agisra haupt sächlich Frauen aus Lateinamerika und aus Afrika wegen der sprachlichen Kompetenzen. Viele Frauen ohne Aufenthaltsrecht, die zu uns in die Beratung kommen, arbeiten in der Prostitution oder in Haushalten. Daneben kommen viele Frauen, die aufgrund ihres eheabhängigen Aufenthaltsrechts (§ 19 AUsIG) immer in Angst leben, ihren Status zu verlieren, weil sie es in der Ehe nicht mehr aushalten oder ihr Ehepartner sich von ihnen trennt.
Judith Rosner

Donnerstag, November 10, 2005

Häusliche Gewalt an Frauen

Kampagne gegen häusliche Gewalt an Frauen beginnt


Zum zweiten Mal wird es die Aktion "Gewalt kommt nicht in die Tüte" geben. An der Kampagne gegen häusliche Gewalt gegen Frauen beteiligen sich u. a. die BSR und das Fahrgast-Fernsehen Berliner Fenster. Die Aktion startet nach Angaben des Bezirksamtes Pankow am 24. November. Dann werden u. a. 500000 Bäckertüten mit dem Slogan "Gewalt kommt nicht in die Tüte" verteilt. Auf die Tüten ist die Rufnummer der telefonischen Beratungsstelle für Opfer häuslicher Gewalt, die Big Hotline Tel.: 030/611 03 00 gedruckt.
dpa

Hilfe bei häuslicher Gewalt gegen Frauen