Sonntag, Dezember 10, 2006

Erinnerung an Stanley "Tookie" Williams

Am Dienstag, dem 13.12.2005, eine Minute nach Mitternacht, starb in Kalifornien Stanley "Tookie" Williams, nachdem Gouverneur Arnold Schwarzenegger sein Gnadengesuch abgelehnt hatte und ihn hinrichten ließ (ich berichtete damals). Nun jährt sich der Tag dieser barbarischen Hinrichtung bald, nach der damaligen weltweiten Empörung ist es ruhig geworden, und ich finde, man sollte sich immer wieder an diesen Menschen erinnern. Er schrieb im Gefängnis mehrere Bücher, in denen er Jugendliche davor warnte, sich auf Drogen, Waffen und Gangs einzulassen und hatte so eine enorme Signalwirkung, durch die er sicherlich Verbrechen zu verhindern half. Er beschwor die Jugendlichen, aus seinen Fehlern zu lernen. Ein unmenschliches Rechtssystem brachte ihn um.

5 Kommentare:

mq hat gesagt…

Danke für die Erinnerung. Die reale Welt braucht keinen Terminator.

Anonym hat gesagt…

Wenn ich mir diese Geschichte so anschaue, kann ich manchmal gar nicht richtig glauben, dass das wirklich passiert ist. Vor zehn Jahren wäre das womöglich eine deiner Geschichten gewesen und jeder hätte den Kopf geschüttelt über so viel verrückte Ideen.

Roger B. Nigk hat gesagt…

Man sollte nicht vergessen dass Stanley's Erbe, nämlich die Crips einen Scheiß auf seinen Sinneswandel gaben und nach wie vor Köpfe platzen lassen (hat er sich dazu jemals geäußert? sorry, so genau bin ich doch nicht im Bilde).
Er wurde Anfang der 80er zum Tode verurteilt. Was die bloße Androhung der Todesstrafe in einem Menschen auszurichten vermag, kann sich jeder vorstellen. Der bluthungrige Stier wird zum Schaf. Sagen wir, er hätte nur einen/zwei, anstatt vier Kerle umgenietet und wäre nicht zum Tode verurteilt, sondern nach einer vollendeten Haftstrafe wieder auf freien Fuß gesetzt worden, was dann? Aha, kein Job, kein gar nix, nur seine Gang-Homies, weiter Leute verprügeln und ggf. kill0rn um an Kohle ranzukommen (die Familie muss auch ernährt werden). Es ist nur eine Möglichkeit und ich will ihm nichts unterstellen. Aber damit hätte für mich seine Begründung, warum er sich lieber für den Weltfrieden arrangierte, allen Inhalt verloren (ja, ja, die Bibel bekehrt, lässt man das Alte Testament alt sein). Auf was ich hinaus will: Damit hätte die Todesstrafe seinen eigentlichen Sinn für mich erfüllt, nämlich die Abschreckung, weswegen man ihn wirklich ruhig hätte begnadigen können, ohne schlechtes Gewissen. Sicher dass Herr Schwarzenegger das nicht bei jedem dahergelaufenen Penner mit plötzlichen Bibelkenntnissen hätte durchgehen lassen können. Aber wer weiß welchen Einfluss Tookie auf Jugendliche außerhalb der Todeszellengitter gehabt hätte. Meines Erachtens ein riesiges Eigentor, diesen Kerl abzumurksen. Hätte man z. B. Jesus ans Kreuz genagelt, etwas hängen und dann wieder runter gelassen, wäre er mit dem Schrecken seines Lebens weggelaufen und hätte ganz bestimmt kein Wort mehr über Gott und was weiß ich verkündet. Tookie wäre nie im Leben rückfällig geworden, war auch schon zu alt und fett. Seine Finger passten ja gar nicht mehr durch den Abzugsring einer Knarre.
@markus: Ganz genau! Für mich der Spruch des neuen Jahrtausends.

Anonym hat gesagt…

Hallo! Es ist müßig, darüber zu spekulieren, was gewesen wäre, wenn er nicht zur Todesstrafe verurteilt worden wäre. Tatsache ist, dass er sich, unabhängig davon, was er tatsächlich getan hat, offensichtlich seiner Verantwortung für Jugendliche und seiner Fehler bewusst geworden ist und sein Leben in den Dienst dieser Jugendlichen gestellt hat. Davon zeugen bspw. Dankesbriefe von einstigen Gangmitgliedern, denen er durch seine Bücher die Augen öffnete. Er war wirklich eine große Chance für die Gesellschaft, die diese Chance leider vertan hat. Für die Jugendlichen geht eine verheerende Signalwirkung davon aus: Gnade gibt es nicht. Traurig ist auch, dass neben dem Motiv Abschreckung, letztendlich machtstregische Erwägungen sehr stark die Entscheidung beeinflussten. Schwarzenegger wurde am 7.November diesen Jahres (nach bisher 4 Hinrichtungen) wiedergewählt mit 63%.

Roger B. Nigk hat gesagt…

Schwarzenegger ist kein Ronald Reagan (soweit ich weiß der letzte kalifornische Gouverneur der einen Todeskandidaten begnadigen ließ).
Die damalige Gerichtsverhandlung und die Beweislage war erdrückend, Rassismus hin oder her (weiße Geschworene usw). Was hätte Arni machen sollen? Sich gegen die damaligen Geschworenen und die Entscheidungen der Gerichte stellen? Das hätte eine Menge losgetreten. Der öffentliche Druck der Todesstrafen-Befürworter ließ ja ohnehin nicht viel Platz für ein langfristig schlechtes Gewissen. Machen wir uns nichts vor, die Mehrzahl (ca 2/3) in Kalifornien ist immer noch für die Todesstrafe, also wie schon von dir gesagt, machtstrategische Erwägungen spielten eine riesige Rolle. Gerade da hätte Arnold WAHRE GRÖßE zeigen können, aber wiedergewählt zu werden war ihm eben doch wichtiger (63% sagst du? Hah, da verstecken sich die 2/3, perfekt).
7. November, mein Geburtstag. Böses Omen?
Und auch wenn's oben schon geschrieben wurde, noch einmal danke für die Erinnerung. Hätte nicht gedacht dass mich diese Thema noch mal derart einnehmen würde :)