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Freitag, Juni 09, 2006

Gorbatschow hat für Studiengebühren kein Verständnis

BILD-Zeitung vom 06.06.06 im Wortlaut:

Der große Russe in Wiesbaden! Für Studiengebühren hat er kein Verständnis
Gorbatschow: "Ich würde mit den Studenten gegen Koch demonstrieren"

Von Horst Cronauer

Der große Michail Gorbatschow (75) in Wiesbaden. Er arbeitet im "St. Petersburger Dialog", der Deutsche und Russen näherbringen soll. Er genoss den Ausflug ins Kloster Eberbach - und er ärgert unseren Ministerpräsidenten Roland Koch.

"Koch informierte mich von den Protesten der Studenten gegen die Studiengebühren," erzählt der "Vater der Deutschen Einheit" im Gespräch mit Bild. Davon, daß Vorlesungen gestört und Autobahnen besetzt werden. "Da habe ich Roland Koch gefragt: Wann ist die nächste Studenten-Demo? Da möchte ich hin. Mitmarschieren, vorne, in der allerersten Reihe. Studiengebühren sind doch ein absolutes Unding."

Und dann erklärt der einzige und zugleich letzte Präsident der Sowjetunion, daß die "kostenlose Bildung" in seinem Land bis heute in der Verfassung steht. "Und für einen solchen Grundwert würde ich nochmal auf die Straße gehen und kämpfen." Dies gelte selbstverständlich für die ganze Welt, nicht nur für Hessen.

Unsere Studenten werden dies gerne hören. Noch dazu, da sie bisher kaum Unterstützung aus der Politik bekommen haben. Nur sollten sie friedlich demonstrieren - Gewalt lehnt nämlich auch der Friedensnobelpreisträger Gorbatschow entschieden ab.

Mittwoch, Juni 07, 2006

Demo gegen Vorratsdatenspeicherung und Sicherheitswahn

Bürgerrechtsgruppen rufen zu einer Protestkundgebung gegen die drohende "Totalüberwachung" durch den Großen Bruder und seine kleinen Geschwister in der Wirtschaft. "Der Überwachungswahn greift um sich", heißt es auf der Homepage der Demonstration, die am 17. Juni in Berlin stattfinden soll. "Staat und Unternehmen registrieren, überwachen und kontrollieren uns immer vollständiger. Egal, was wir tun, mit wem wir sprechen oder telefonieren, wohin wir uns bewegen, mit wem wir befreundet sind, wofür wir uns interessieren, in welchen Gruppen wir engagiert sind" – "Big Brother" und seine "Little Brothers" würden es immer genauer wissen. >>>heise online

Montag, Mai 29, 2006

80.000 Männer sollen zur Speichelprobe

In Sachsen geht die Angst vor einem Kinderschänder um: Zwei Mädchen wurden entführt und missbraucht, die einzige Spur zum Täter ist bislang ein genetischer Fingerabdruck. Nun will die Dresdner Polizei den Mann mit dem bislang umfangreichsten DNA-Test überführen.
80.000 Männer zwischen 25 und 45 Jahren aus Dresden und Umgebung sollen um eine Speichelprobe gebeten werden, berichtet die "Sächsische Zeitung" heute. "Die DNA-Abgabe ist freiwillig. Jede negative Probe wird sofort vernichtet", sagte der Dresdner Polizeisprecher Thomas Herbst. Bislang seien bereits rund 900 DNA-Proben von Männern überprüft worden, die in das Täter-Raster fielen - allerdings ohne einen Treffer.
Der Gesuchte soll im September und im Januar in Dresden sowie in Coswig zwei neun- und elfjährige Mädchen missbraucht haben. An beiden Tatorten waren identische DNA-Spuren gefunden worden. Der Test könne mehrere Jahre dauern und sei teuer. Bei 28 Euro pro Auswertung schlage schon die Analyse aller 80.000 Proben mit 2,24 Millionen Euro zu Buche, teilte die Polizei mit. (Quelle: Spiegel-online)

Donnerstag, Mai 25, 2006

Stoiber-Salat

"...ich halte es für unverantwortlich, dass Sie ein paar Tage später, plötzlich, aus Wahlkampfgründen eine Position eingenommen haben, die ich für unverantwortlich halte..." Wer mehr hören will, kann das >>>hier tun! Man kann auch alle Nummern gleichzeitig laufen lassen, das gibt dann einen richtig schönen Stoiber-Salat.

Mittwoch, Mai 24, 2006

Zur Qualität unseres Bildungssystems...


"Haben Sie auch mal daran gedacht, dass dieses Zeugnis
ein denkbar schlechtes Licht auf Ihre pädagogische Qualifikation wirft?"

Donnerstag, April 27, 2006

Götz Werner, Chef von dm, kritisiert Hartz IV und fordert Grundeinkommen für jeden

Goetz Werner, Chef der Drogeriemarktkette dm, vertritt ungewöhnliche Positionen für einen hochdotierten Manager. Seit einiger Zeit kämpft er offensiv für ein garantiertes Grundeinkommen. Zu Hartz IV sagte er in einem Stern-Interview, dass es einem "offenen Strafvollzug" gleiche. Und in der Tat, es ruft wirklich Assoziationen daran hervor. Aufgabe der Wirtschaft sei es, die Menschen von Arbeit zu befreien und nicht, sie immer unmündiger zu machen. Es sei ein Skandal, "dass eine rot-grüne Regierung ein solch destruktives Element wie Hartz IV in die Gesellschaft gebracht" habe, so der 62-Jährige.
Anstelle eines Rechts auf Arbeit "brauchen wir ein Recht auf Einkommen", bekräftigte Werner seine Forderung nach einem Grundeinkommen von bis zu 1500 Euro für alle und lebenslang. "Ein bedingungsloses Grundeinkommen ohne Auflagen, ohne Formulare", das es den Menschen ermöglichen solle, "ein Leben in Würde und frei von Existenzängsten" zu führen. Finanziert werden soll dieses Bürgergeld über die Mehrwertsteuer, die "allerdings kräftig, vielleicht sogar auf 50 Prozent ansteigen müsste". Alle anderen Steuern gehören nach Auffassung des Unternehmers abgeschafft.
Die Klagen seiner Unternehmer-Kollegen über zu hohe Abgaben bezeichnet Werner als "Lug und Trug". Die Unternehmer zahlten so gut wie keine Steuern: "Klagen und Jammern gehören zum Geschäft. Aber jeder Unternehmer wälzt seine komplette Steuerlast auf die Preise ab." (Quelle: Spiegel.de)

Mittwoch, April 12, 2006

Claus Hipp - ein Unternehmer mit Seele und Verstand

Der freischaffende Künstler(zudem ordentlicher Kunstprofessor an der Uni Tiflis), Musiker(Oboist in einem kleinen Laienorchester), Turnierpferdezüchter und erfolgreiche Unternehmer Claus Hipp lebt auf dem Bauernhof, umgeben von seiner Frau, seinen fünf Kindern, seinen 20 Pferden und seinen ca. 100 Kühen und geht dort konsequent seiner Idee eines ökologisch bewussten Lebens nach. Mit seiner Idee einer ökologischen Babykost, also einer Kost ohne Chemie, hat er eine unvergleichliche Erfolgstory geschrieben, die ihresgleichen sucht. Der Träger der Bayerischen Umweltmedaille für vorbildliche Leistungen im Dienste aktiven Umweltschutzes und "Ökomanager des Jahres" der Zeitschrift Capital, ist der König der Babynahrung und hat den Markt mit über 60% fest im Griff. Sein Erfolgsgeheimnis ist - ja, wen wunderts - Verstand, Qualität und Kontrolle der Produkte. So werden diese auf mehrere hundert Schadstoffe untersucht, bevor z.B. der Brei ins Glas kommt. Bauern werden durch Agrarwissenschaftler beraten, wild wachsende Bananen werden durch Satelliten überwacht, Unkraut wird mit der Hand getrennt. Für das Baby nur das beste, ist es ja schließlich unsere Zukunft und mit der müssen wir nun wirklich besonders behutsam umgehen. So in etwa könnte das Motto von Herrn Hipp lauten, dem ethische Gesichtspunkte schon immer sehr wichtig waren. "Wir dürfen keine Schäden machen, die die kommende Generation nicht mehr beseitigen kann." Denn, wer den Baum abschlägt, braucht sich hinterher nicht zu wundern, wenn er keine Äpfel mehr trägt, sagt Claus Hipp. Als bekennender Christ ist Liebe zur Umwelt, aus der Verantwortung resultiert, eine Menschenpflicht. Unter anderem dafür hat er >>>den Deutschen Gründerpreis 2005 für sein bisheriges reiches Lebenswerk erhalten. Ein klasse Typ!

Sonntag, April 09, 2006

Wo ist nur die Mauer hin? Wo ist sie geblieben?

Es soll ja Leute geben, die kommen nur wegen der Mauer nach Berlin (hab ich hier gefunden) - und sind dann zutiefst frustriert, wenn sie feststellen müssen, dass von diesem einstigen Monument des Stumpfsinns so gut wie nichts mehr übrig ist. Wie gut, dass es da Seiten wie >>>diese gibt, wo man wenigstens aus der Vogelperspektive den einstigen Verlauf der Mauer präsentiert bekommt.

Mittwoch, März 15, 2006

Leben auf dem Wagenplatz


Es gibt Menschen, die haben sich entschieden, auf ihre Weise zu leben, außerhalb einer sogenannten "Zivilisation", die ja bei näherer Betrachtung häufig alles andere ist als zivilisiert... Aus den verschiedensten Gründen leben sie in Bauwägen und umgebauten LKW´s. Ich kenne auch eine Frau, die zwar die Möglichkeit hätte, in einer eigenen großen Wohnung mit Zentralheizung und allem Komfort zu leben, aber die bewusst darauf verzichtet. Ihre Eltern verstehen zwar die Welt nicht mehr, aber ich find die Frau klasse. Es gibt einige solche Plätze in Deutschland, doch dieser >>>hier in Berlin ist ein Wagenplatz, der ausschließlich von Transgendern und Lesben bewohnt wird. Jetzt droht die Räumung. >>>>siehe Artikel.

Freitag, Februar 24, 2006

Über 300 Flüchtlingen droht nachwievor die Abschiebung nach Togo

Mehrere hundert Flüchtlinge aus Togo im SPD-PDS geführten Mecklenburg-Vorpommern sind akut von Abschiebung bedroht, da deutsche Behörden für sie keine Gefährdung in Togo sehen. Durch die immer breiter werdenden Proteste gegen die Abschiebung wurden die Abschiebungen zwar am 06.02.2006 vorläufig ausgesetzt, doch nachwievor leben die von Abschiebung bedrohten togolesischen Staatsangehörigen in größter Angst. >>>link zu videointerviews von Regimegegnern aus Togo und zur >>>Pressemitteilung vom 07.02.2006.

Dienstag, November 29, 2005

Peter Gingold - einer der letzten lebenden Widerstandskämpfer






Im März 2006 wird er 90 Jahre alt: Peter Gingold, gebürtiger Aschaffenburger und heutiger Wahl-Frankfurter. Doch der alte Mann ist - abgesehen von einer momentanen Bronchitis - fit wie ein Turnschuh und sagt gerne über sich, dass er sich noch immer wie ein Jugendlicher fühlt. Vielleicht liegt es daran, dass er morgens joggt, dass er selbstverständlich mit dem Fahrrad zum Bahnhof fährt, wenn er, wie so oft, auf Reisen geht. Vielleicht liegt es daran, dass er sich gerne unter jungen Menschen aufhält. Ende Mai verschlug er erst im Kulturzentrum Kreuz in Fulda, als Redner der Veranstaltung „Aufmucken gegen Rechts“ der Jugendorgansiatioon „Solid”, mehreren hundert Jugendlichen die Sprache. Anfang Juli faszinierte er in zwei aufeinander folgenden Schulveranstaltungen in Niederaula die Schüler zweier Gesamtschulklassen.


Das, was er erzählt, sind Geschichten aus einer Zeit, die in Filmen wie „Die Weiße Rose“ oder und noch abstrakter - im normalen Geschichtsunterricht Gegenstand, aber ansonsten alles andere als gegenwärtig sind. Doch er erzählt davon, als wäre es gestern gewesen - authentisch, aus seiner persönlichen Vergangenheit, aus seinen Erlebnissen, die ihn noch heute - im wahrsten Sinne des Wortes - bewegen. Seine Erinnerungen reichen zurück bis in die Zeit der untergehenden Weimarer Republik. Dort war er mitunter in der Gewerkschaftsjugend aktiv. Er ist Kriegsveteran. Er hat den Zweiten Weltkrieg erlebt. Doch war er nicht unbeteiligter Beobachter, nicht in der Wehrmacht oder Waffen-SS. Peter Gingold war im Widerstand. 1933 begann sein Engagement im illegalen Widerstand gegen Hitler-Deutschland.
Bei einer Razzia der SA wurde er verhaftet und nach mehreren Monaten Gefängnis aus Deutschland verbannt. Er emigrierte nach Frankreich, wurde dort Mitglied der französischen Widerstandsbewegung, der Résistance.


Der gebürtige Jude, Sohn eines Konfektionsschneiders, entging dem Schicksal vieler Verwandter, Freunde und Bekannter, auch zweier seiner Geschwister, die im Vernichtungslager Auschwitz umkamen. Er versteht es als Glück, dass er und seine inzwischen verstorbene Frau Ettie Gingold der Résistance angehörten. Beide lernten sich 1936 innerhalb des französischen Widerstands kennen. „Obwohl wir jeden Tag das Leben riskierten, hat uns die Résistance vor Auschwitz gerettet“, sagt Gingold. So entging er knapp dem scheinbar sicheren Tod, hatte ihn doch die SS gefangen genommen, inhaftiert, verhört, schwer gefoltert und zum vermeidlichen Kopf der Partisanen, dem bewaffneten Widerstands in der Region Dijon (Frankreich), erklärt. Tatsächlich war seine Aufgabe unter anderen, den Kontakt zu Soldaten der deutschen Wehrmacht herzustellen, um Hitler-Gegner herauszufinden und für die Zusammenarbeit mit der Résistance zu gewinnen.


Der fast 90-Jährige ist heute als „Handlungsreisender” permanent unterwegs. Nach eigenem Verlautbaren ist er einer der letzten drei derart mobilen Zeugen einer Zeit, die bald nur noch aus zweiter Hand vermittelt werden kann. Seine besonderen Geschichten bringt der gefragte Zeitzeuge zu jungen Menschen. Er erzählt ihnen von seiner eigenen Jugend, seinen Auseinandersetzungen mit der Hitler Jugend, von seinen Widerstandsaktionen gegen das Dritte Reich, von seinen Freunden und Gefährten, von seiner Festnahme 1943, von Folter und seiner spektakulären Flucht aus den Händen der Pariser Gestapo (Geheime Schutzpolizei). Dabei entwickelte er nach seiner Überführung von Dijon nach Paris den Plan, die ihn verhörenden SS-Offiziere auszutricksen. Er spielte den Zusammengebrochenen, der nun bereit sei, seine Kontaktperson preiszugeben. Angeblich erwartete er diese Frau immer, wenn sie Werktags morgens um 9 Uhr vor der Haustür eines Hauses am Boulevard St. Martin zur Arbeit ging. In diesem Haus, von aussen nicht sichtbar, konnte man durch einen hinteren Ausgang zu einer Parallelstraße gelangen. „Als die Gestapo mich ungefesselt vor die Tür brachte, ich angeblich auf meine Kontaktperson wartete, konnte ich in das Haus springen und hinter mir die Türe zuschlagen, die dann nur noch von innen geöffnet werden konnte”, erzählt Peter Gingold.
Schon bald war er wieder in der Résistance tätig und beteiligte sich schließlich im August 1944 am Aufstand zur Befreiung von Paris, diente in dem vom Colonel Fabien geführten 1. Pariser Regiment und war als Frontbeauftragter des CALPO, so die französische Abkürzung für das Komitee „Freies Deutschland für den Westen“, eingesetzt.


Fast schon exotisch mutet es an, wenn der rüstige Alte heute zügig durch die Pausenhalle der Schule geht, einen Rucksack mit Dokumenten aufgeschultert, immer freundlich, sich interessiert umschauend, dann nach einer Doppelstunde pausenlos in die nächste schreitet.
Wenn es die Gruppengröße zulässt, zieht es Gingold vor, nicht frontal vor einer Klasse zu dozieren, sondern setzt sich zu den Schülern, am liebsten in einen Kreis.
Peter Gingold, natürlich von den Lehrern angekündigt und eingeführt, beginnt die möglicherweise noch nicht ganz so betroffenen Pennäler mehr und mehr in seinen Bann zu ziehen. Er zeigt den Jugendlichen auf, dass er, der heute als alter Mann vor ihnen sitzt, von etwas berichten kann, was er als Jugendlicher im Alter seiner Zuhörer und später als junger Erwachsener vor 75, vor 60 Jahren erlebt hat. Er verkündet, dass es eine Chance sei, die vielleicht nie wieder käme, mit ihm hier und heute in Dialog zu treten, ihm Fragen zu stellen, ihn eben als einen der letzten Zeitzeugen zu nutzen. Immer wieder geht er auf seine jungen Zuhörer ein und macht begreifbar, was so unglaublich weit weg zu sein scheint. Er hat es erlebt, er war dabei, er erlitt am eigenen Leib, was heutige Jugendliche im behüteten Westen nur noch aus Filmen und Ballerspielen kennen. „Wir haben überlebt mit dem einzigen Vorsatz: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“
Dabei sei er kein Held gewesen. „Ihr hättet es an meiner statt genauso gemacht“, will der Widerstandskämpfer seinen Zuhörern Glauben machen. Das ist seine Art der Motivation, junge Menschen wachzurütteln und zum Widerstand gegen die abermals aufkeimende Fremdenfeindlichkeit aufzurufen.
Voll Spannung lauschen die Schüler seinen unglaublichen Erlebnissen. Dann zeigt er Fotos, die Kopie von einem gefälschten Pass, mit dem er in Frankreich im Untergrund agierte. Auf dem Passbild erkennt man den jungen Peter Gingold und alles wird noch begreiflicher, ist noch anschaulicher.


Gingold erzählt, dass er besondere Hochachtung vor den Frauen im Widerstand habe. Diese hätten oft Dinge vollbracht, zu denen die männlichen Widerständler nicht im Stande gewesen wären. So haben sie zum Beispiel Waffen in Kinderwagen geschuckelt, haben Wehrmachtsoldaten ausgehorcht und für den Widerstand angeworben.
Er berichtet von seinen Aktivitäten Anfang der 1930er Jahre in Frankfurt. Zu dieser Zeit war es nicht möglich, einfach Informationsblätter zu verteilen oder ungestraft seine vom NS-Regime abweichende Meinung zu verbreiten. Er hat, ähnlich der Weißen Rose, in Treppenhäusern Flugblätter fallen lassen. Mit Hilfe einer Dose, mit Wasser gefüllt und unten einem Loch, auf einem Brett stehend, auf der anderen Seite ein Stapel Flugblätter, wurde eine Zeitverzögerung geschaffen, die ausreichte, um unbemerkt zu verschwinden, bevor sich die Flugblätter über der Frankfurter Zeil, auf die laufenden Passanten verteilten.
Ein weiteres Beispiel erzählt er von raffinierter Gegenpropaganda: Ein Pärchen sei des Abends mit einem Koffer unterwegs gewesen. Dieser musste abgestellt werden, um sich zu küssen. Die dabei unten am Koffer angebrachte, zuvor in unabwaschbare Farbe getauchte Linoleumplatte, in die ein Aufruf zum Widerstand gegen Hitler geschnitzt war, wurde auf den Boden gestempelt.


Wenn Peter Gingold von seinen Inhaftierungen und von Folter berichtet, dann können es manche Zuhörer nicht fassen, was sie zu hören bekommen. Doch er kokettiert nicht, er prahlt nicht, sondern beschreibt das Unfassbare eindringlich, dass man als Zuhörer mitfühlen muss, möglicherweise erstmals versteht.
Nicht selten geschieht es, dass die Schüler derart berührt sind, dass sie am Ende, nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung, zu Peter Gingold gehen, um ihm persönlich zu danken, ihm zu erklären, dass sie etwas mitnehmen. Genau das ist es, was er bezwecken möchte, ob vor Dutzenden im Klassenzimmer, Hunderten im KUZ Kreuz, Tausenden in Publikationen oder Millionen, die Peter Gingolds Geschichten, von ihm insbesondere in den letzten Monaten in Dokumentationen in ARD und ZDF, erzählt bekamen.


Peter Gingold ist Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA), Vorstandsmitglied im Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“ e.V. (DRAFD) und Vorsitzender des Deutschen Auschwitzkomitees.
Auf Einladung des französischen Präsidenten Jacques Chirac nahm er an den Feierlichkeiten zur 60. Wiederkehr des D-Day in der Normandie teil.
Er ist Träger zahlreicher deutscher und französischer Preise, Orden und Auszeichnung.
Solange es seine Gesundheit zulässt will Peter Gingold weiterhin jungen Menschen von der Vergangenheit erzählen, um für die Gegenwart und Zukuft zu warnen.--Timo Schadt


Literatur-Tipp:
Karl H. Jahnke: „Sie haben nie aufgegeben - Ettie und Peter Gingold - Widerstand in Frankreich und Deutschland“, 251 Seiten, Pahl-Rugenstein Verlag Nachf. GmbH

Dienstag, November 15, 2005

Frauen im Schatten der Gesellschaft

"Ich bin eine Frau, die in dieses Land kam, ohne zu wissen, was mich hier erwartete, da mir zwei Frauen alles rosarot zeichneten, wovon ich alles glaubte. Ich verließ meine Heimat und meine Kinder, die ich sehr liebe. Angesichts dessen, daß ich soviel Geld investiert hatte, um hierher nach Deutschland zu kommen, erschreckte mich die Vorstellung, ärmer zurückzukommen als vorher und ich fiel in eine Depression, so verängstigt über das Geschehene. (...)


Als Illegale fühlst du dich wie ein Tier und nicht wie ein menschliches Wesen, weil alle Nutzen aus dem gefallenen Baum ziehen wollen. Mit der Angst, wenn du durch die Straßen läufst und niemandem vertrauen kannst.


Illegal hier zu sein, bedeutet keine Hilfe, keinen Schutz und keine Rechte zu haben. Mütter, die Kinder haben und illegal sind, bekommen keine Bildung für ihre Kinder so wie ein Kind sie haben sollte. Personen, die illegal sind, sind Personen und menschliche Wesen, die wie jeder andere Mensch brauchen, daß man ihnen das gibt, was notwendig für sie ist. Der einzige Unterschied ist, keine Papiere zu haben." (Ein Brief von einer Südamerikanerin: Illegal in Deutschland. In: agisra Rundbrief Nr. -21. Dezember 1997, S.8)


Immer mehr Menschen sind gezwungen, in dieser Rechtlosigkeit zu leben. Ihnen wird das Aufenthaltsrecht aberkannt oder verweigert. In der Bundesrepublik Deutschland ohne Aufenthaltsrecht zu leben bedeutet, zu den sogenannten Illegalen zu gehören, die wie das Wort schon zeigt, eher als Kriminelle stigmatisiert werden.


Als Menschen in äußerst prekären Lebenssituationen werden sie dann nicht mehr wahrgenommen. In der Vergangenheit war das Thema unter dem Titel "Illegale in Deutschland" in den Medien leider wieder oft auf reißerische und voyeuristische Art und Weise Thema. Auf politischer Ebene geht es immer stärker um die Bekämpfung der illegalen Zuwanderung, während es legale Zuwanderungsmöglichkeiten ohnehin fast nicht gibt. Auf europäischer Ebene tagen die Innenminister zu dem Thema und überlegen sich neue Restriktionen.


Neben der Aufrüstung an den Außengrenzen der EU, den härteren Gesetzen und ausländerpolizeilichen Maßnahmen gibt es aber auch einige gesellschaftliche Kräfte, seien es politische Initiativen, die Kirche, Beratungsstellen, Wohlfahrtsverbände, ÄrztInnen und andere, die sich zu dem Thema Menschen ohne .Aufenthaltsrecht und deren Rechtlosigkeit äußern. Im Juni 1997 riefen antirassistische Initiativen, einige kirchliche und gewerkschaftliche VertreterInnen u. a. motiviert durch die SANS PAPIERS die Kampagne "Kein Mensch ist Illegal" ins Leben. In einigen Städten gibt es Projekte für die medizinische Versorgung von Flüchtlingen und MigrantInnen ohne Krankenschein, immer mehr Beratungsstellen leisten praktische Unterstützungsarbeit.


Vom bischöflichen Ordinariat Berlin wurde eine Handreichung herausgegeben, die dazu auffordert, Menschen unabhängig vom Aufenthaltsstatus zu beraten und zu helfen. Sie leitet aus der aktuellen gesellschaftlichen Lage für Flüchtlinge und MigrantInnen viele Forderungen nach Verbesserungen ab. Die Berliner Ärztekammer hat zusammen mit dem Berliner Flüchtlingsrat und PRO ASYL eine Broschüre herausgegeben, in der sie sich sehr differenziert mit dem Problem der mangelnden medizinischen Versorgung für Flüchtlinge und MigrantInnen ohne Aufenthaltsstatus bzw. mit Duldung nach Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) auseinandersetzt.


agisra hat in den letzten Jahren feststellen müssen, daß der Beratungsund Unterstützungsbedarf von Frauen ohne oder mit ungesichertem Aufenthaltsrecht immer größer wird. Dies stellt uns vor Probleme, die wir oft nicht mehr lösen können, denn unser Handlungsspielraum ist unter den gegebenen finanziellen und gesetzlichen Regelungen sehr begrenzt (beispielsweise die Legalisierung, die Wohnungs- und Arbeitssuche etc.)


In Frankfurt berät agisra haupt sächlich Frauen aus Lateinamerika und aus Afrika wegen der sprachlichen Kompetenzen. Viele Frauen ohne Aufenthaltsrecht, die zu uns in die Beratung kommen, arbeiten in der Prostitution oder in Haushalten. Daneben kommen viele Frauen, die aufgrund ihres eheabhängigen Aufenthaltsrechts (§ 19 AUsIG) immer in Angst leben, ihren Status zu verlieren, weil sie es in der Ehe nicht mehr aushalten oder ihr Ehepartner sich von ihnen trennt.
Judith Rosner

Donnerstag, November 10, 2005

Häusliche Gewalt an Frauen

Kampagne gegen häusliche Gewalt an Frauen beginnt


Zum zweiten Mal wird es die Aktion "Gewalt kommt nicht in die Tüte" geben. An der Kampagne gegen häusliche Gewalt gegen Frauen beteiligen sich u. a. die BSR und das Fahrgast-Fernsehen Berliner Fenster. Die Aktion startet nach Angaben des Bezirksamtes Pankow am 24. November. Dann werden u. a. 500000 Bäckertüten mit dem Slogan "Gewalt kommt nicht in die Tüte" verteilt. Auf die Tüten ist die Rufnummer der telefonischen Beratungsstelle für Opfer häuslicher Gewalt, die Big Hotline Tel.: 030/611 03 00 gedruckt.
dpa

Hilfe bei häuslicher Gewalt gegen Frauen