Gute Menschen sind nur selten misstrauisch: Sie können sich nicht vorstellen, dass jemand etwas tut, wozu sie selbst nicht imstande wären; für gewöhnlich akzeptieren sie die unspektakuläre Lösung als die beste und lassen damit die Dinge auf sich beruhen. Dazu kommt, dass ein normaler Mensch dazu neigt, sich einen Psychopathen als jemanden vorzustellen, dessen Erscheinung ebenso monströs ist wie seine Psyche - aber kaum etwas könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein...Diese Monster des Alltags hatten für gewöhnlich ein normaleres Aussehen und Verhalten, als ihre tatsächlich normalen Brüder und Schwestern; sie präsentierten ein überzeugenderes Bild der Tugend als die Tugend selbst - ähnlich der wächsernen Blüte einer Rose oder dem künstlichen Pfirsisch, die dem Auge viel perfekter erscheinen als das mit Makeln behaftete Original, nach dessen Vorbild sie modelliert worden sind.
William March, The Bad Seed
5 Kommentare:
Ich möchte gerne etwas zu "Der Weg zurück?" kommentieren, es fällt aber auf, dass hierfür keine Kommentarfunktion gegeben ist.
Die deshalbsagichmalnichtsdazu Besucherin
PS und ich bin auch wenig mißtrauisch, eher naiv, aber deshalb habe ich Fehler wie alle anderen Menschen auch...
Wir können uns oft einfach nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, denen es absolut nichts ausmacht, andere zu töten, zu verstümmeln und zu vergewaltigen. Da meldet sich kein schlechtes Gewissen. Die machen das, weil es einfach grad passt. Mitleid, Empathie zum Beispiel sind so Eigenschaften, die für uns normal sind, aber die diese Menschen nicht kennen. Ich möchte das auch nicht wahrhaben, dass es solche Menschen gibt, aber leider ist das Realität. Fehlbar sind wir natürlich trotzdem, klar - und wie! Was die Kommentarfunktion im vorherigen post betrifft: ich hab keine Böcke auf Stress mit dem Anwalt von Herrn Gaefgen, darum habe ich mich auch in dem post weitestgehend zurückgehalten.
Irgendwie kommt es mir so vor als ob diese guten Menschen "leider" auch in Gerichtshöfen und den Medien nicht selten vertreten sind. Ich sehe das oft im Fall des Kinderschänders, der in der Lage ist das Bild der Tugend ähnlich der künstlichen Pfirsich vermitteln zu können. Der Kinderschänder wird von guten Menschen zum Triebtäter gemacht, oder zum Opfer externer Einflüsse (wie Alkohol) durch die er sich nicht mehr kontrollieren konnte. An den beiden Vorstellungen des "Triebtäters" und des "Opfers" ist gemeinsam, dass es sich um Jemanden handelt, der von Trieben, Alkohol etc überwältigt sich auf einmal an einem Kind vergeht, ohne Vorplanung, urplötzlich. Mehr von der Realität entfernt könnte das zu 99,9999998% gar nicht sein, meiner Meinung nach.
Oh, hab grad "Den Weg zurück" gelesen und irgendwie ist mir jetzt wahnsinnig schlecht. Mir fehlen die Worte. Es macht schon etwas wütend, muss ich mir eingestehen.
@roger: ich freue mich, dass du es offensichtlich ähnlich siehst wie ich: denn ich habe gekotzt!
Kommentar veröffentlichen