"ER selbst hat es gesagt", galt bei Pythagoras Jüngern als unerschütterliches Argument im Streitgespräch - und mit ER war der gottgleiche Pythagoras gemeint. Und einer der wenigen von Pythagoras überlieferten mythischen Sprüche ist "Alles ist Zahl", worin sich seine Überzeugung ausdrückt, dass die gesamte natürliche und soziale Welt durch arithmetische Strukturen bestimmt und auf Beziehungen zwischen Zahlen zurückgeführt werden könne. Spannender Gedanke! Gerade heutzutage scheint dieser Ausspruch große Aktualität zu besitzen, da sämtliche Lebensbereiche von der Zahl dominiert werden. Zahlen werden hin- und hergeschoben, werden verändert, man jongliert mit ihnen, konstruiert mit ihnen unsere Wirklichkeit und schließlich werden sie ausgeschieden. Die Musik auf unseren silbernen Tonträgern besteht aus Zahlencodes und jede Harmonie ist eine Frage des Zahlenverhältnisses. Pythagoras glaubt dies im gesamten Universum bestätigt und wie ließe sich auch eine harmonische Beziehung besser beschreiben als bspw. durch klassische Musikstücke von Schubert, Mahler oder Prokofiev? Es käme nicht auf das "schnöde Material" an, wie Pythagoras sagt, sondern auf die Schwingungsverhältnisse.
4 Kommentare:
Die genannten Komponisten sollen nur als Beispiele herhalten, selbstverständlich gibt es auch in anderen Kulturräumen Musik, die unter solche Gesetzmäßigkeiten zu subsumieren wäre. Danke aber für den Hinweis, da man doch von zeit zu zeit dazu neigt, den Tellerrand nicht als lediglich künstliche, sozialisationsbedingte Barriere wahrzunehmen. Was das Nichtvorhandensein arithmetischer Strukturen anbelangt, denke ich, dass jede Musik sich durch Zahlen übersetzen ließe und dass überall Schwingungsverhältnisse letztendlich dafür entscheidend sind, ob wir eine Musik als wohlklingend oder aber nicht wohlklingend wahrnehmen. Bestimmt gibt es kulturelle Verschiedenheiten, die auf die jeweiligen Hörgewohnheiten zurückzuführen sind(die wiederum mit dem Klima und der wahrgenommenen Zeit zusammenhängen könnten). Keine Ahnung, ob es Studien dazu gibt, die den Wohlklang musikalischer Intervalle überall auf der Welt durch gleiche Zahlenverhältnisse der jeweiligen Längen der in Schwingung oder Vibration gebrachten Saiten, bzw. Häute oder der vibrierenden Luftsäulen, erklären. Denkbar wäre es. Auch im Visuellen gibt es allgemein gültige Verhältnisse ("Goldener Schnitt"), die uns Objekte und Menschen als angenehm wahrnehmen lassen. Unser Gehirn scheint durch solche Verhältnisse positiv stimuliert zu werden (auch die Gehirne in der Tierwelt, Beispiel Balztanz des Pfaun) und scheint so zu seinem Fortbestand, bei gleichzeitiger Optimierung, beizutragen...
Was die Texte betrifft - eine sehr interessante und schwierige Frage -
würde ich sagen, dass hierbei (also den Wohlklang betreffend) ähnliche Mechanismen zur Anwendung kommen könnten, allerdings sehr viel stärker individuell bedingte als beim harmonischen Sehen und Hören - dies könnte mglw. damit zusammenhängen, dass beide Wahrnehmungsvorgänge zeitlich wesentlich früher zu datieren sind als das Lesen und Schreiben. Warum einem der eine Text gefällt und ein anderer nicht, lässt sich sicherlich schlüssig nur durch eine mehrfakorielle Betrachtungsweise erklären.
Dir auch einen schönen Sonntag!
Ich find das wirklich alles sehr interessant, fühle mich also in gewisser Weise diesen Disziplinen akademisch verbunden, aber als Universalgelehrten würde ich mich deswegen noch lange nicht bezeichnen. Danke aber für die Lorbeeren ;-)
Das ist ja witzig: genau das hat mein Mathelehrer auch immer gesagt.
Wir haben uns so daran gewöhnt, dass 1 und 1 gleich 2 ist, obgleich wir doch eigentlich schon seit Aristoteles wissen, dass das Ganze mehr, bzw. anders ist, als bloß die Summe seiner Teile. Außerdem, ist es denn nicht eine unglaubliche Anmaßung zu behaupten, man könne die dezimale Unendlichkeit einfach mal so aushebeln, indem man sich mit ganzen Zahlen darüber hinwegsetzt? ;-) - Mathematikhistoriker, das wird ja immer bunter, also gut, dann also du mkh, ich mmh...
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