Samstag, Januar 05, 2013

Eine Warnung vor den Gefahren der Lesesucht oder Herr Spitzer im Jahre 1821

Die Lesesucht ist eine unmäßige Begierde, seinen eigenen, unthätigen Geist mit den Einbildungen und Vorstellungen Anderer aus deren Schriften vorübergehend zu vergnügen. Man lieset, nicht um sich mit Kenntnissen zu bereichern, sondern um zu lesen; man lieset das Wahre und das Falsche prüfungslos durch einander, ohne Wißbegier, sondern mit Neugier. Man lieset und vergißt. Man gefällt sich in diesem behaglichen, geschäftigen Geistesmüßiggang, wie in einem träumenden Zustande.
(Aus: Die Lesesucht. In: Stunden der Andacht zur Beförderung wahren Christenthums und häuslicher Gottesverehrung. Fünfter Band. Andachtsbuch für die Jugend. Sechste verbesserte Original-Ausgabe. Aarau (Heinrich Remigius Sauerländer) 1821, 130-139)

2 Kommentare:

queen of maybe hat gesagt…

Das taete ich jetzt beinahe so unterschreiben. Aber ich lese lieber weiter.

der Nachbar hat gesagt…

Ja, ist es nicht schön, immer wieder aufs neue vom süßen Duft bedruckten Papiers verführt und um den Verstand gebracht zu werden, ohne dass ein spitzermäßiger Sittenwächter unsere unmäßige Begierde an den Pranger stellt - zumindest hier - und heute?! Doch dreht euch nicht um, denn der Blog-Wart geht herum...